[color=#9f0d7a][b][size=3][center][font=garamond] Er wollte mit mir alt werden. Der Gedanke war mir neu, bis dahin war in meinem Leben alles vorübergehend gewesen. Seine nachklingende Bassstimme wirkte wie ein dichtmaschiges Netz, in das ich mich bedenkenlos fallen lassen konnte. Seine graublau gesprenkelten Augen waren hellwach, seine Ohren hörten, was ich nicht wahrnahm, litten unter Geräuschen, die mich nie gestört hatten. Seine vollen Lippen waren aufgeworfen wie die eines schmollenden Kindes. Er entzückte mich... Jetzt konnte mir nichts mehr geschehen. Wenn wir aneinander geschmiegt einschliefen, meine Wange an seinem Rücken, und das kleine Schlafzimmer von seinem rhythmischen Schnarchen erfüllt war, wünschte ich mir nichts weiter im Leben, als ewig so dazuliegen, beschützt von seiner Liebe. Ich war angekommen. Meine Zukunft lag vor mir wie eine schnurgerade Bahn. [right](Aus: Das Schweigen. In: Erica Fischer - Die Liebe der Lena Goldnadel. Jüdische Geschichten.)