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Pandakrieger springen durchs Unterholz Der Norweger Hoch im Norden, kurz vor der Gegend, in der der Weihnachtsmann ein paar Eskimos und Eisbären enteignet hat, um sich einen Lustpalast aus dem Schnee zu stampfen, in dem er mit Freund Ruprecht kräftig den alten Rudolph durchorgeln kann, springt der gemeine Norweger durchs Unterholz. Da es neben Rentier-Sodomie und Fjordrundfahrten auf diesem Fleckchen Erde, das viel zu groß ist für die paar Einheimischen, nicht sonderlich viel zu tun gibt, hat der Nordländer mal eben seine eigene Musikrichtung erfunden: Den Black Metal. Gut, so wirklich erfunden hat er das ganze nicht, denn schließlich gab es da ja noch die drei Metallarbeiter von der Nordseeinsel, die so sehr rumpelten, dass ihre Spielweise harter Kost glatt unter einem neuen Etikett auf die Menschheit losgelassen werden mussten. Aber wie dem auch sei, der Norweger hat zumindest soweit ein neues Genre kreiert, als dass seine musikalischen Ergüsse noch mehr rumpeln, als die der drei zuvor genannten Insulaner. Was der Schwarzheimer in seinen Garagen auf Band verewigt, klingt dermaßen räudig, dass man genauso gut mit einem Diktiergerät an einer Bahntrasse vorbeifahrende Güterzüge aufnehmen könnte (einige der größten Klassiker des Genres sind auf diese Weise zustande gekommen), was aber mitnichten mangelnden technischen Fähig- und Möglichkeiten geschuldet ist, sondern per Definition so sein MUSS. Denn eines will der Dunkelmann auf keinen Fall sein: Kommerziell. Und damit hat der Norweger sich selbst sein größtes Problem geschaffen. In einem Land, in dem kaum mehr als eine Handvoll Erdenbürger hausen, kommt nämlich schlicht und ergreifend jede Scheiblette in die Hitlisten, sobald sich mehr Abnehmer als die eigene Verwandtschaft finden lassen. Sofort wird der böse Ruf vom Ausverkauf laut und der ohnehin schon recht lose Zusammenschluss der Musikanten gehört ein für alle Mal mangels Glaubwürdigkeit der Vergangenheit an. Der Norweger ist immer Krieg, mit der Welt, der Religion, dem Gesetz, dem Alkohol, Fußpilz oder auch der eigenen Akne. So erklärt sich auch die schwarz-weiße Pickeltinktur, die sich der pubertierende Düsterkrieger gar Zentnerweise in die von Mitessern zerfurchte Visage spachtelt. Damit sieht er weniger aus wie ein auferstandener Gelebter, sondern vielmehr wie ein magersüchtiger Pandabär nach drei Jahren Methadonprogramm. Um der lächerlichen Erscheinung wenigstens ein wenig Gefährlichkeit einzuhauchen, behängt er sich mit allerlei Accessoires, mit denen er des Nachts durchs Unterholz stapft, die so etwas wie Kinos, Kneipen oder Bingoabende nur in erheblicher Entfernung seines Blockhüttendomizils zufinden und eh „nur Kommerz“ sind. Da wird der Ledergürtel vom letzten Nikolauskostüm mit waffenscheinpflichtigen Nieten gespickt, das Kreuz so um die Runke geschwungen, dass dem daran getackerten Messias die Frühstücksflocken wieder hochkommen, und Armband von Wikingermarkt wird mit meterlangen Nägeln durchsiebt. Damit kommt er zwar nicht mehr an die Sauten seiner mit der Laubsäge bearbeiteten Gitarre, aber das macht nix, denn spielen kann er eh nicht und mit Schwert und/oder Axt in den Flossen fühlt er sich sowieso viel wohler. Weil es bei den nächtlichen Streifzügen durch die Botanik trotz reichlicher Betankung mit selbst gebranntem Frostschutzmittel (Nach dem Reinheitsgebot kredenzter Spiritus sprengt dank der dank der nordischen Steuerpolitik den Geldbeutel selbst von Formel 1 Piloten) aber schnell mal kalt wird, die wenigstens Taiga Woods aber über Standheizungen geschweige denn einen Stadtgasanschluss verfügen, zündelt der Norweger gerne ein bisschen, vornehmlich an Gotteshäusern aus dem Ikea-Katalog. Dies hat folglich also nichts mit einem Akt der Rebellion gegen staatlich verordnete Glaubensfreiheit zu tun sondern ist allenfalls eine späte Rache für das frühe sonntägliche Aufstehen in nicht allzu fernen Kindheitstagen. Verdenken kann man es dem Norweger nun wirklich nicht, des Nachtens nicht frieren zu wollen. Zumindest die Waidmänner unter den Lesern werden dies verstehen.